Der Jakobsweg im Barnim wird beschildert

Presseinformation der Jakobusgesellschaft Brandenburg-Oderregion e.V. zum Jakobsweg Stettin – Bernau

Ein Projekt der Europauniversität Viadrina befasste sich vor einigen Jahren mit der Erforschung und Wiederbelebung der alten Routen der Jakobspilger östlich und westlich der Oder. Daraus ging die Reaktivierung des Jakobsweges Frankfurt-Bernau hervor. In Zusammenarbeit mit dem Amt Gartz/Oder startete 2012 aber auch ein Projekt, das den historisch belegten Pilgerweg Stettin – Berlin, entlang der „Via Imperii“ in den Blick nahm. Nach einem vielversprechenden Auftakt wurde es wieder ruhiger um diese Aktivitäten.

Mit dem Projekt „Spiritualität und Tourismus in Barnim und Uckermark“, einem vom Europäischen Sozialfonds und der evangelischen Kirche Berlin Brandenburg, schlesische Oberlausitz geförderten Projekt am Kloster Chorin kam in dieses Thema neuer Schwung.
In Kooperation mit der Jakobusgesellschaft Brandenburg, Oderregion e.V. und einer studentischen Arbeit der HNE Eberswalde, nahm das Vorhaben der Wiederbelebung des Weges nun Gestalt an. 

Am 29.März 2020 sollte der erste Abschnitt auf diesem Pilgerweg beschildert werden. Eine Gruppe junger Menschen der evangelischen Jugend Barnim wollte das Zeichen der Jakobspilger, die gelbe Muschel auf blauem Grund als Wegemarkierung anbringen. Die Situation forderte nun auch hier neue Pläne. Im kleinen Rahmen und mit sicherem Abstand übernahmen dies nun Olaf Schilling (Jakobusgesellschaft Brandenburg-Oderregion e.V.) und Sven Ahlhelm vom Kloster Chorin (Projekt „Spiritualität und Tourismus in Barnim und Uckermark“).

Die ersten 5 km auf dem Abschnitt zwischen Chorin und Eberswalde sind nun markiert. Weitere werden folgen. Die Jugendlichen übernehmen zu einem späteren Zeitpunkt einen anderen Teilabschnitt. Das geplante öffentliche Informationsgespräch zum Pilgerweg wird ebenfalls zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.

Es ist jetzt wichtig etwas gegen die lauernde Resignation zu tun und schon für künftige Aktivitäten Vorbereitungen zu treffen. Die jetzige Situation regt geradezu dazu an, seine eigene Position in der Welt und im Leben zu bedenken. Das Laufen im Bewusstsein einer Gemeinschaft, das Jakobspilgern, kann helfen, die wesentlichen Gedanken zu konzentrieren.


Seit dem 3.Jh nach Christus ist das Pilgern bekannt. Zunächst war das Ziel die Heilige Stadt Jerusalem. Später kamen Rom und Santiago de Compostela dazu. Das Grab des heiligen Jakobus d.Ä. gab dem Weg der Pilger den Namen – Jakobsweg. Galt das Pilgern im frühen Mittelalter der Reinigung von Sünden und als gottgefälliges Tun für die Heilung von Krankheiten an Körper und Seele, entwickelte es sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem wahren Tourismusboom. Regionale Pilgerziele entstanden, z.B. die Wunderblutkirche in Bad Wilsnack. Professionelle Pilger übernahmen gegen Geld den Bußgang der betuchten Sünder, Abenteuerlust und Neugier auf fremde Länder kamen als Motivation für das Pilgern dazu. Mit der Reformation und Luthers Ablehnung des Pilgerns als Heilsbringer und später auch mit dem Erwachsen der Aufklärung kam das Pilgern in Europa beinahe zum Erliegen. In neuerer Zeit gewann es wieder an Popularität und treibt inzwischen am Hotspot in Spanien abstruse Blüten.

Was unterscheidet das Pilgern vom Wandern? Nicht allein die Bewegung in der schönen Natur aus sportlichem oder gesundheitlichem Antrieb heraus ist das Thema des Pilgerns. Vielmehr soll der gleichförmige Rhythmus des Laufens eine innere Entspannung erzeugen, in der Raum für spirituelle Erfahrungen entsteht. Oft sind Umbrüche im Leben Anlass für solche Bedürfnisse, auch der Wunsch nach Klärung innerer Unordnung oder die Sehnsucht nach geistlicher Heimat.

„Der Weg beginnt vor der Haustür.“ heißt es. Menschen brechen von überall auf um solche Erfahrungen auf dem Weg zu machen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass ein solcher Weg, der vor Jahrhunderten entlang der Handelswege führte, auch in unserer Region zu finden ist.

Die Jakobusgesellschaft Brandenburg, Oderregion e.V. sorgt nun für die Beschilderung eines Weges, der sich am historischen Verlauf  orientiert. Er soll aber auch sicher und angenehm zu gehen sein und Möglichkeiten zur Rast, zur Übernachtung oder einem Gespräch bieten. Offene Kirchen am Wegesrand laden zum besonderen Stille-Erlebnis ein. Für die Vernetzung und Entwicklung solcher Angebote fühlt sich die Projektstelle „Spiritualität und Tourismus in Barnim und Uckermark“, am Kloster Chorin mit verantwortlich. Sie wurde gerade bis zum Oktober des Jahres verlängert. So dass auch das monatliche Angebot der Stillen Stunde im Kloster Chorin erhalten bleibt.

Klöster waren seit jeher Station für Pilger. Auch wenn das Kloster Chorin keine Herberge mehr bieten kann, können seine Gäste hier einen Rastplatz finden und etwas vom ursprünglichen Geist der Zisterzienser-Mönche spüren. Aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie ist das Kloster Chorin zur Zeit nicht zugänglich. Aber auch ein Spaziergang durch den Park ist lohnenswert. „Wir freuen uns, Sie bald wieder in den Ausstellungen begrüßen zu können.“

Bei Interesse an diesem Projekt, bei Ideen für eine inhaltliche Bereicherung wenden Sie sich gern an Sven Ahlhelm (s.ahlhelm@kloster-chorin.org) oder Olaf Schilling (schilling@brandenburger-jakobswege.de)