2016 stellten wir uns die Frage, warum so viele Menschen auf dem Jakobsweg pilgern und ob das auch was für uns wäre. Also begannen wir zu recherchieren. Schnell wurde uns klar, es gibt DEN Jakobsweg überhaupt nicht.
Jedoch ein abertausende Kilometer umfassendes Wegenetz von vielen Jakobswegen allein in Europa. Aha, da waren wir jetzt schon schlauer als bisher. Als uns dann noch bewußt wurde, daß der Hype um den bekanntesten Jakobsweg eine großartige Marketingaktion der Katholischen Kirche war, wollten wir es ganz genau wissen. Was ist Pilgern? Was macht es mit uns? Sind wir hinterher andere Menschen?
Da wir konfessionslos sind, wollten wir nicht durch halb Europa fliegen um den Segen in Santiago de Compostela zu empfangen. Es musste doch auch in Deutschland die Magie des Pilgerns zu finden sein. Zumal uns auf unseren Wanderungen um Potsdam herum häufiger die gelbe Muschel auf blauem Untergrund begegnete.
Also beschlossen wir, uns nach einem geeigneten Jakobsweg in unserer Region umzuschauen und diesen dann 2017 zu gehen. Unsere Entscheidung fiel auf die Via Imperii (die Reichsstrasse), welche von Stettin bis Rom verlief und auf Teilen als Jakobsweg ausgeschildert ist. Sascha begann zu recherchieren.
Uns fiel ein Buch über das Pilgern auf „dem“ Jakobsweg in Brandenburg in die Hand. Daraufhin wählten wir das Teilstück von Gartz nach Leipzig als unsere Route aus. Wir bestellten die Pilgerausweise bei der Jakobusgesellschaft Brandenburg-Oderregion e.V. und nahmen Kontakt mit diesen per Email auf, um eine aktuelle Übersicht der Pilgerunterkünfte zu bekommen.
Kurze Zeit später standen wir in regem Austausch per Email und Telefon. Die Projektkoordinatorin für die Ausschilderung des Weges ab Gartz bis Berlin kannte das Buch nicht. Auch war ihr nicht bekannt, auf Basis welcher Recherchen dieses den Weg beschreibt. Der Autor habe nie mit ihnen Kontakt aufgenommen, weder vor noch nach der Veröffentlichung seines Werkes.
Also nochmal von vorn … wo genau geht denn der Weg lang? Von Gartz bis kurz vor Berlin gibt es keine Ausschilderung, auch keine sicher bekannte Route, welche per gpx-Datei bereitsteht (Stand 2017). Das ist die Arbeit der Gesellschaft für die nächsten Jahre. Eine Übersicht der aktuellen Unterkünfte bekamen wir natürlich zugesandt und würde uns später sehr hilfreich sein.
Wir planten um und beschlossen, auf der Südroute von Frankfurt/ Oder nach Teltow zu pilgern und dann der dort kreuzenden Via Imperii nach Leipzig zu folgen. Jedoch gestaltete sich die Suche nach Pilgerunterkünften auf dem ersten Teilstück sehr schwierig. In Hotels oder Pensionen wollten wir aufgrund des Preises nicht schlafen. Unser Ziel war es ja, herauszubekommen, ob man bei uns genauso „komfortabel“ pilgern kann, wie auf den touristisch geprägten Jakobswegen in Spanien und Portugal.
Was für ein Start vor dem Start … keine Wege, keine Unterkünfte… Jetzt war klar, wir würden lediglich das Teilstück von Teltow nach Leipzig pilgern. Immerhin hatten wir hier Pilgerunterkünfte in Aussicht, die es uns erlaubten, Tagesetappen zwischen 20 – 35 km zu planen.
Sascha hat in den nächsten Tagen viel telefoniert und unsere Ankunft zur Übernachtung avisiert. Wir hatten eine exakte Route inklusive der Tagesetappen nebst Unterkünften im Kopf.
Bezüglich des Gepäcks orientierten wir uns an unserer Packliste, die wir in unserem Buch „Mit Pfand durchs Land“ abgedruckt haben. Da durfte Saschas Tüddelband natürlich nicht fehlen.
Nach den vielen Anfangsschwierigkeiten war nun Alles vorbereitet für unsere Pilgertour. Im September 2017 sollte es losgehen.